Essen packt an!

Neues aus der Obdachlosenbotschaft 25.05.2020 von Evelyn

Heute haben wir mal was wirklich Positives zu berichten.
Da ich keinen Namen nennen möchte, nennen wir den Bedürftigen mal " Motte ".
Um ihn geht es heute und ich kann euch sagen, ich habe immer noch einen Kloß im Hals...
Also, Motte lebt schon lange auf der Straße, ist extrem alkoholkrank, ist mit vielen Menschen aufgrund seines Alkoholproblems angeeckt und kam in letzter Zeit nicht mehr mit seinem Leben zurecht.
Er trank und trank...bis zur Besinnungslosigkeit!
Das stimmte Lisa und mich oft traurig, denn er ist eigentlich ein sehr lieber Mensch.
Doch an solchen Tagen, an denen er so viel trank, war er ein Anderer...

Wir erwischten ihn vor knapp 3 Wochen an seinem Stammplatz...da trafen wir ihn meistens an, wenn er nicht am Suppenfahrrad erschien. Wenn von unseren Schützlingen jemand nicht erscheint, so laufen wir dann zu ihren gewohnten Plätzen und schauen, ob alles in Ordnung ist. Meistens haben wir ein paar Bedürftige auf dem Rückweg vom " Streetworking " im Schlepptau.
Vor knapp 3 Wochen also, da ging es Motte richtig schlecht. Er weinte und klagte uns sein Leid. Das ganze Leben auf der Straße sei beschissen, er habe die Schnauze voll, wolle das Alles so nicht mehr, er sei am Ende...
Es ist schwer, wenn jemand schon zig Anläufe hatte, ihn dazu zu bewegen, den Schritt

nochmal zu gehen. Das kostet unendliche Überredungskraft und bringt im Endeffekt rein gar nichts.
Zumindest ist das meine Erfahrung! Also fasste ich mir ein Herz, auch wenn es schwer fiel, und sagte ihm knallhart, dass wir ihm nur helfen können, wenn er selber es will.
Er muss uns zeigen, dass es sein Wille ist, nur dann können wir helfen.

Wir hatten ein langes Gespräch mit ihm und es ging uns wirklich nahe an dem Abend.
Aufmerksam hörten wir ihm zu und es sprudelte nur so aus ihm heraus.
Nachdem es ihm seelisch ein bisschen besser ging, ließen wir ihn an seinem Platz sitzen und versprachen ihm noch, uns um seine Papiere zu kümmern, die ein anderer Bedürftiger schon seit Wochen mit sich rumschleppte.
Das erledigten wir sofort von dort aus und es klappte.
Super, endlich konnten wir Motte bei der nächsten Tour seine Papiere zurückgeben. Er dachte schon, er bekomme sie nicht mehr wieder. Das war ein Samstag. Bei der Dienstags-Tour trafen wir ihn nicht an. Auch bei der Samstags-Tour trafen wir ihn nicht an.
Bei der nächsten Dienstag-Tour erfuhren wir, bzw. Lisa, dass Motte im Krankenhaus gewesen sei, ihn aber Niemand seitdem gesehen hat. Wir machten uns Sorgen...denn gewöhnlich trafen wir ihn an seinem Stammplatz an.
Als er gestern noch immer nicht aufzufinden war, beschloss ich mit Lisa, mal die Krankenhäuser anzurufen, um mich nach ihm zu erkundigen.
Er konnte ja nicht vom Erdboden verschwinden...
Im ersten Krankenhaus war er nicht, im zweiten erreichte ich Niemand und im dritten Krankenhaus hatte ich Erfolg.
Jaaaa,
Motte ist dort, bekam ich Auskunft, nachdem ich sagte, dass ich von der Obdachlosenbotschaft von Essen packt an! anrufe und wir uns Sorgen um Motte machen.
Erst wollte man mir keine Auskunft erteilen, als ich aber Dinge von im sagte, die Niemand wissen kann, der ihn nicht kennt, bekam ich alle Infos.
Motte hatte schon nach mir und Lisa gefragt, nach seinen Papieren, die wir ihm ja nicht geben konnten, weil wir ihn nicht fanden...Konnten wir ja auch nicht.
Denn er hatte es endlich getan...
Er hat sich die Kannte gegeben, sich dann mit Alkoholvergiftung vom RTW abholen lassen
und diese Chance genutzt, eine Entgiftung zu machen.

Von dort aus zieht er in eine Wohneinrichtung und möchte nochmal neu durchstarten.
Wir sind so glücklich darüber, dass er es endlich geschafft hat, diesen Weg nochmal zu gehen
und hoffen, dass er es diesmal packt.
Am Dienstag fahren Lisa und ich ihn besuchen.
Darauf freut er sich schon, wurde mir direkt gesagt.
Drückt mal alle die Daumen, dass er es schafft und diesmal durchhält!
Morgen sind schon 14 Tage Entgiftung um
Du schaffst das Motte

Tags: Obdachlosigkeit, Stadt essen, Ehrenamt, Spontanhelfer


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