- zu wenig ist besser als nichts, aber immer noch zu wenig -
Gestern waren wir wieder am Start. Wir, das waren Janita, Birgit, Melanie, Fabienne, Marco, Hartmut und ich. Später an der Porschekanzel stieß dann noch Basti dazu. Vroni hat im Lager mal wieder für die nötige Logistik gesorgt und Michael hat wie üblich alles, samt einer Kofferraumladung Brot von der Bäckerei Förster, zu uns in die City gebracht.
Es war eine Tour wie sie sein soll. Ingrid hatte das von der Realschule am Schloss Borbeck gespendete Essen abgeholt und zu uns geliefert. Es gab Grünkohl und Möhreneintopf.
An unserem Startpunkt am Café Nord hielten wir uns, wie mittlerweile üblich, sehr lange auf. Viele Menschen suchen uns bereits hier auf bzw. warten hier schon auf uns. Man bedenke, für viele Bedürftige ist das die erste Mahlzeit des Tages.
Und man verlässt sich auf uns, dass wir da sind und uns kümmern. Und das ist auch gut so, denn auf „Warm durch die Nacht“ und die Menschen hinter diesem Slogan ist Verlass; für viele Menschen, die hier in der Stadt leben, nicht selten das Einzige, worauf sie sich verlassen können.
Manchmal kommt es vor, dass ein „Neuer“ dabei ist, der nicht recht weiß wer wir sind und was wir hier tun. Interessant ist, dass wir selbst es ihr/ihm dann gar nicht erklären müssen. Das tun sehr eifrig unsere OfW’ler (OfW: Ohne festen Wohnsitz), die mit uns am Fahrrad und an den Wagen stehen. Sie sind sichtbar stolz darauf, es mit eigenen Worten zu beschreiben, dass wir uns hier in unserer Freizeit um bedürftige Menschen in unserer Stadt kümmern. Für sie scheint es wichtig, darüber ihre eigene Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.
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- Jetzt geht’s an die Substanz -
Montag war es wieder soweit, Janita, Fabienne, Melanie, ein neuer Begleiter mit dem Namen Marco und ich waren am Start. Marco hat übrigens sehr gut mitgearbeitet und will auch zur nächsten Tour wieder mit dabei sein, tolle Sache!
Ich bringe mal die Fakten kurz zusammen: Wir haben innerhalb von 2,5 Stunden 40 große Dosen Suppe „raus gehauen“, unglaublich der Andrang an der Suppenausgabe. Streckenweise kamen wir kaum hinterher mit der Verteilung. Den Brotvorräten ging es nicht anders, sie sind quasi weg geschmolzen, wurden uns regelrecht aus der Hand gerissen.
Was in Sachen warmer Kleidung an den Bollerwagen los war, könnt Ihr euch wahrscheinlich vorstellen. Und mit dem heißen Wasser für Tee und Kaffee kamen wir auch nicht weit, Fabienne musste den großen Behälter neu füllen lassen im Abia, noch während wir am Café Nord standen.
Allen Tourbegleitern wurde gestern binnen kürzester Zeit klar, wie wichtig es war, an diesem Abend wieder loszuziehen. Uns wurde gestern sehenden Auges und ungeschönt vor Augen gehalten, dass es bei diesen eisigen Temperaturen für viele Menschen bereits ums Überleben geht, und das ist nicht dramatisiert. Der Bericht vom ersten kältetoten OfW’ler in Berlin spricht eine deutliche Sprache.
Man stelle sich das vor; Menschen, die uns in der Stadt begegnen, mit denen wir gemeinsam in unserer Stadt leben, kämpfen um das Allernötigste, während wir einfach nach Hause gehen können. Der Spagat zwischen reich und arm kann offensichtlicher nicht sein. Und wenn man auf Tour geht, bekommt man ihn quasi körperlich zu spüren; direkt vor der eigenen Haustür.
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