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Neues aus der Obdachlosenbotschaft vom 11.12.201

einige Obdachlosenkarten von uns raus und bat sie, uns zu benachrichtigen.
Eine Nacht später, am 2.12., wurden wir zu einem Notruf in Rellinghausen gerufen...leider ohne Erfolg. Markus von EPA fuhr mich danach von da aus zum DRK zurück und wir schauten extra noch mal im Bahnhof Borbeck nach. Aber er war leider nicht da.

Als Marcel von EPA kam, erzählte ich ihm von dem Obdachlosen und er wollte noch mal später am Bahnhof nachsehen. Gegen 1 Uhr morgens fuhr Marcel mit Sarah R. noch mal zum Bahnhof, wo sie ihn aber nicht antrafen. Da jedoch beim Taxiunternehmen Vosswinkel noch Licht brannte, baten sie dort erneut, uns anzurufen, wenn der Obdachlose auftauche.
Eineinhalb Stunden später hörten wir über Zello (Walkie Talkie App auf Handy), dass der Obdachlose angetroffen wurde, und dank der Taxifirma mit Marcel und Sarah auf dem Weg zum Zelt sei.

Wow…. es hatte geklappt. Wir bereiteten alles für ihn vor. Was wir dann hörten, machte uns sprachlos. Er lebte seit 3 Jahren auf den Straßen von Essen, ohne irgendwelche Gelder. Hatte sich flaschensuchend durchgeschlagen, ist jeden Abend zur Stadt gelaufen, um sich da eine warme Suppe abzuholen, und ist wieder zurück gelaufen, um sicher schlafen zu können.
Ich besprach mich kurz mit Marcel und sagte ihm: Wir gehen morgen zusammen zur Lindenallee, um dich anzumelden, damit du geregelt Geld bekommst.
Danach ging er noch ein paar Stunden im Zelt schlafen.

Um 6 Uhr war Wecken, einige gingen duschen und die anderen frühstückten in Ruhe. Um kurz vor 8 Uhr brach ich mit M. auf zur Stadt. In der Lindenallee erfuhr ich, dass er schon vor 2 Jahren einmal den Versuch gestartet hatte, über die Maxstraße einen Neuanfang zu schaffen, aber ohne Hilfe die Ummeldung am Gildehof nicht geschafft hatte, um sich obdachlos zu melden.
Aber wir trafen auf einen netten Sozialarbeiter, der alle Zettel für die Ummeldung fertig machte und uns die weiteren Wege erklärte. Am Ende fragte er noch M., ob er sich vorstellen könne, in einem Männerwohnheim fürs Erste unterzukommen, um von der Straße wegzukommen. Er bejahte es, sodass der Sozialarbeiter zum Telefon griff und wir bekamen noch für den gleichen Tag einen Besichtigungstermin. Mit den Papieren, es war schon gegen 9.15 Uhr, machten wir uns nun zum Einwohnermeldeamt auf in der Hoffnung, noch einen Termin zu bekommen. Ja, es sollte klappen für 10.30 Uhr und danach waren noch sehr viele Termine frei an diesem Tag. Also meldeten wir ihn obdachlos.
Als nächstes fuhren wir zum Männerwohnheim, wo wir uns durchfragen mussten, denn das Haus, das eigentlich für ihn zuständig war, hatte keinen Platz mehr. So kam es, dass wir im Haus 2 von der Sozialarbeiterin, die sichtlich von ihm angetan war, trotzdem eine Aufnahme bekamen. Ihm wurde die Laufkarte ausgehändigt und wir fuhren erneut zum Einwohnermeldeamt.
Zweimal am Tag den Personalausweis ändern…. was die wohl sagen würden am Amt? Und ob noch eine Nummer frei ist….
Mittlerweile war es schon 12 Uhr. Am Gildehof gab es noch immer genug freie Termine zum Ummelden und wir bekamen einen Termin für 13.15 Uhr. Deshalb war noch Zeit, sodass wir beschlossen, zum Gesundheitsamt zu gehen, denn das stand auch auf seiner Laufkarte.

Alleine hätte er es nicht gemacht. Diese Wege sind für einen Obdachlosen, der zurück ins Leben möchte, eine Tortur. Beim Ausfüllen der Papiere habe ich ihm geholfen, da seine Entzugserscheinungen zu merken waren und er sehr zitterte. Beim Gesundheitsamt bekamen wir den nächsten Laufzettel in die Hand für den nächsten Tag zum Kennedyplatz.
Also zurück zum Gildehof, ummelden zum Männerwohnheim. Da sagte mir M., dass er den Zettel mit der Uhrzeit vom Gildehof verloren habe, da er ihn in die Hosentasche und zwischendurch immer mal die Hand darein gesteckt hatte.
Oh man, was nun? Ich schlug vor, dass wir denselben Weg zurücklaufen, um vielleicht den Zettel zu finden. Mit dem Blick auf den Boden begutachteten wir jeden Zettel, Kassenbon, Parkzettel, Bonbonpapier und was die Leute sonst noch so alles fallen ließen. Tatsächlich fanden wir den Zettel auf der Hälfte unseres Rückweges an einem Bankeingang.

Mit dem Zettel gingen wir nun etwas zügiger zurück zum Gildehof und meldeten ihn unter der neuen Adresse an. Für einen Neustart braucht man aber etwas mehr als nur einen Rucksack und ich fragte in einer Gruppe von uns, ob ich ihm eine Grundausstattung geben könne, da wir nicht wissen, wann er das erste Geld bekommt. Schon nach kurzer Zeit bekamen wir von allen das okay, sodass ich mit ihm in unserem Lager 2 Hosen, 2 Pullover, 2 Shirts, 2 Boxershorts, 2 x Socken, 1 Jacke, Hygieneartikel und etwas Süßes zusammenpackte.

Damit machten wir uns auf den Rückweg zum Männerwohnheim und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen. Ich machte mir noch Gedanken, wie er die Essenszeiten einhalten sollte ohne eine Uhr, Handy oder Wecker. Er hatte doch all dies nicht. Dennoch war er glücklich, nicht mehr auf der Straße schlafen zu müssen.
Am nächsten Morgen trafen wir uns 8.30 Uhr für den Arzttermin in der Stadtmitte. Da gab ich ihm ein altes Handy von mir und einen Wecker, den ich zuhause bei mir noch über hatte, worüber er sich sehr freute. Die erste Nacht war gut gewesen, erzählte er mir und er hat auch einen Zimmergenossen, der so wie er am selben Tag eingezogen ist.

Die Arzttermine hatten wir schnell geschafft, sodass ich ihn um 11 wieder im Männerheim absetzen konnte. Am Montagabend traf ich M. und fragte ihn, wie es ihm jetzt gehe, ob er sich gut eingelebt habe.
Es geht ihm gut. Das Essen schmeckt ihm, sein Bett gefällt ihm super. Die Gelder vom JobCenter laufen. Eine Entgiftung ist geplant im Huyssenstift, die Krankenkasse ist noch ein Problem. Er hatte ja 3 Jahre obdachlos auf der Straße gelebt und wusste nicht, dass sich da Schulden ansammeln. Die muss er nun in Raten zurückzahlen, obwohl er nicht beim Arzt war in der Zeit. Er wird von der Krankenkasse wie ein Selbständiger eingestuft und muss alles nachzahlen.

Ich freue mich, wieder einen Menschen aus der Obdachlosigkeit in die Hände von Sozialarbeitern gebracht zu haben und wünsche ihm für seinen Neustart ALLES GUTE Danke auf diesem Weg an das Team des DRK Essen Borbeck, Markus, Elke, das Taxiunternehmen Vosswinkel, Marcel Hauptmann, Sarah, Markus und Alle im Hintergrund, die uns immer wieder unterstützen, um so etwas möglich zu machen.
Eure Solly