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Unwetter Zentrale

Warm durch die Nacht - Tourbericht 09.05.2015

alles verloren hat. Er kämpfte ein bisschen mit dem neuen großen Rucksack, da er selbst ja relativ klein ist, aber, dass wir sogar an eine neue Mundharmonika für ihn gedacht haben, hat ihn wahnsinnig gefreut. Ein anderer junger Mann, der das mitbekam, äußerte den gleichen Wunsch. Auch er hätte so gerne eine Mundharmonika, um ein wenig Musik machen zu können. Wir wollen versuchen, auch ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Als Gegenleistung verlangen wir ein Konzert der beiden bei einer unserer nächsten Touren.
P. war ein wenig besser drauf als in den letzten Tagen. Der Gitarrenspieler R., den ich bis gestern für einen Holländer hielt, der aber tatsächlich Spanier ist, war besonders anhänglich und genoss das Gespräch und die Zuwendung. Nachdem wir ihn schon am Dom versorgt hatten und er dann erst mal musizieren ging, gesellte er sich auch nochmal oben an der Post zu uns und blieb lange dabei.
G. hat uns wieder kräftig unterstützt und uns fast während der gesamten Tour den Wagen gezogen. Auch ihm konnten wir einige Kleidungsstücke zukommen lassen.
Dann gab es eine Szene am Bollerwagen, wo ich mir das Schmunzeln kaum verkneifen konnte. Ein junger Mann ließ sich einige Kleidungsstücke geben und hatte etwas Mühe, sie alle in seinen Rucksack unterzubringen. Nach vielen „Ohs“ und „Ahs“ bei allem was man ihm reichen konnte kam dann dieser Satz: „Man, da hab ich mir heute ja mal richtig was gegönnt!“
Und dann kam plötzlich ein Herr auf uns zu und fragte Micha, ob es hier nur Suppe gäbe, oder ob man auch was spenden könne. Er habe schon so viel von uns gehört und gelesen, und bei den großen Organisationen wisse man ja nie so recht, wo das Geld hinkommt, aber bei uns könnte er das ja direkt sehen, was damit passiert. Er überreichte uns 20 €, über die wir uns sehr gefreut haben. Einen Flyer nahm er auch mit. Dann kam ein Trupp junger Leute, die völlig fasziniert unser Fahrrad bewunderten und spontan mit dem Handy filmten. Unser Micha hat das dann perfekt für Werbung und zum Spendenaufruf genutzt. Den Film konntet ihr ja in der Gruppe schon sehen.
Ganz zum Schluss der Tour trafen wir dann noch einen Mann, der ebenfalls beklaut wurde und dadurch die Decken, die er mal von uns bekommen hatte, verloren hat. Er fror und hatte Hunger. Notdürftig konnten wir ihm mit ein paar Pullovern, Socken und warmer Suppe erst mal versorgen. Unser Wagen war ja leider fast leer. Wir müssen in den Nächsten Tagen schauen, was wir noch für ihn tun können.
Ihr seht, der Abend war voller Erlebnisse und Gespräche. Dadurch, dass wir viele waren, lief manches parallel, so dass ich nur die Eindrücke hier wiedergeben kann, die ich selbst mitbekam.
Spät schrieb ich dann noch in einem Kommentar: Träumt von denen, die wir heute alle glücklich machen konnten. Und ihr werdet es nicht glauben, einige sind mir tatsächlich diese Nacht im Schlaf begegnet, weil man die Leute dann doch in Gedanken mit nach Hause nimmt.