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Warm durch die Nacht - Tourbericht 16.01.2015 von Linda

eutel, Instant-Suppen und Püree – aber auch Decken, Pullover und Zahnbürsten sind in den Taschen verstaut. „Haben wir genug Becher?“ fragt einer. „Wir haben heute nur die dünnen, davon müssen wir immer zwei nehmen. Sonst ist’s zu heiß!“
Dann bewegt sich der siebenköpfige Zug in Richtung Innenstadt. Schnell trifft die Gruppe auf die ersten Bedürftigen. Alle Helfer sind aufmerksam, niemand soll übersehen werden. „Schaut mal, was ist mit ihm?“ „Der möchte leider nie was!“ „Warte mal ab!“ Juvonen geht auf den Mann zu und wechselt einige Worte mit ihm. Dankbar nimmt er eine Suppe entgegen. Juvonen weiß, wie man auf die Menschen zugeht, wie man sie anspricht. Denn sie hat selbst viele Jahre auf der Straße gelebt und fühlt sich mit der Szene noch immer verbunden.
„Sie nehmen sich Zeit und reden mit uns.“
Nach einem Abstecher durch die Rathausgallerie, geht es weiter Richtung Kennedyplatz. In einer Seitenstraße warten zwei Männer mittleren Alters. Ralf und Theo1 sind schon gute Bekannte der Gruppe. Die Helfer schenken ihnen Kaffee und Tee in die doppelten Plastikbecher ein: „Der Tee mit zwei Stück Zucker, wie immer?“ Ralf erzählt: „Wir sind froh, dass es diese Truppe gibt. Auf die Jungs und Mädels kann man sich verlassen. Oder Theo?“ Theo spricht kaum, er nickt nur. Ralf fährt fort: „Sie nehmen sich Zeit und reden mit uns, das ist toll. Und wenn man was braucht, besorgen sie es.“
Warum er auf der Straße wohnt? „Zuerst wurde ich aus meiner Wohnung geschmissen. Dann ist meine Freundin gestorben. Da ging alles bergab, Alkohol und so weiter…Ich bemühe mich um eine Wohnung, aber mit der Adresse Maxstraße hat man keine Chance.“ Vermieter wüssten sofort, was sich dahinter verbirgt. Er spricht von einem Sozialzentrum für Wohnungslose. Sie können sich dort melden, um Sozialleistungen beziehen zu können. Die Notschlafstelle in der Lichtstraße meide er lieber, dort sei es laut und man würde bestohlen. „Mal sehen, wie es weitergeht. Das soll ja hier nicht der Endpunkt sein.“ Doch dass einige irgendwann aufgeben, den Mut verlieren, sich dem Alkohol oder anderen Drogen hingeben, kann er gut verstehen.
1 Namen von der Redaktion geändert.
Weiter geht es Richtung Bahnhof, eine beliebte Schlafstelle für Wohnungslose. Bereits ein Stück davor sitzt eine junge Frau auf einer Decke. Ihr schwarzer Mischlingshund begrüßt die Gruppe stürmisch. Er staubt seine Leckerlis ab, während „Frauchen“ einen Kaffee bekommt. „Viele Obdachlose sind sehr bescheiden. Sie nehmen keine Hilfe an, weil sie meinen, anderen ginge es ja noch schlechter“, erzählt Helferin Melanie Kröger (42). „Diese Frau hier hatte nur ein dünnes Jäckchen an. Alles andere hat sie dem Hund gegeben. Wir haben sie mit einem dicken Pulli ausgestattet!“ Heute traut sie sich sogar, nach Socken zu fragen. Mit dem Wunsch ist sie an diesem Abend nicht allein, doch leider sind keine Socken im Gepäck. Der Bedarf wird sofort für den nächsten Tag notiert. Einige Meter weiter: Ein angetrunkener, freundlicher Zwei-Meter-Mann hat es heute besonders auf das Kartoffelpüree abgesehen. Seinen schüchternen Kollegen, der etwas abseits steht, winkt er energisch heran: „Komm Jung, willste auch wat essen? Dat sind die Samariter von Essen! Die ham für jeden wat!“
Eine spontane Idee wurde schnell umgesetzt
Die Idee zu „Warm durch die Nacht“ entstand in der Gruppe „Essen packt an“ (EPA). Engagierte Essener hatten diese Gruppe 2014 nach dem Pfingststurm Ela gegründet. Über Facebook organisieren hier Ehrenamtler soziale Projekte in der Stadt. „Im Dezember machte jemand spontan den Vorschlag, Obdachlosen zu helfen. Er fand sofort Unterstützer und das Projekt wurde kurzerhand umgesetzt“, erzählt Markus Pajonk (44), der die EPA-Projekte koordiniert. „Wir starten natürlich oft etwas blauäugig, lernen dann aber schnell dazu und verbessern unser Vorgehen immer weiter.“
Dass die mobile Obdachlosen-Hilfe von manchen Seiten mit Skepsis gesehen wird, wissen die Helfer. Und sie bekommen es heute auf dem Bahnhofsgelände zu spüren. Während sie dort einen Bedürftigen versorgen, nähern sich Sicherheitsbeamte der Deutschen Bahn. Sie fordern die Gruppe auf, das Gelände zu verlassen. Sonst würden schließlich auch Menschen angelockt, die hier Hausverbot haben. Pajonk bemüht sich in einem Gespräch um Schlichtung. Mit Erfolg, wie sich in der nächsten Woche herausstellen wird. Denn von höherer Stelle wird der Gruppe erlaubt, erst einmal weiter auf dem Gelände zu agieren.
Durch die Innenstadt trabt die Gruppe schließlich wieder zurück. „Einen festen Stopp haben wir immer auf dem Rückweg. Wir besuchen Ralf und Theo noch einmal an ihrer Schlafstelle. Mit einem Nachtkaffee“, erklärt Melanie Kröger. Als die Freiwilligen um kurz vor elf wieder am Café Nord ankommen, ziehen sie noch gemeinsam Bilanz. Durch den Zwischenfall am Bahnhof hat die Tour heute besonders lange gedauert. Eilig hat es trotzdem keiner. Spätestens daran erkennt man, dass in dieser Gruppe alle mit richtig großer Freude helfen.