Essen packt an!

Warm durch die Nacht - Tourbericht 22.01.2016 von Judith

-Die Unvollendete –

Schon mittags hatte uns Andreas, der dieses Mal leider nicht mitgehen konnte, aus dem Lager in Kray warme Kleidung, Schlafsack, Isomatte und Suppenschalen geholt und zusammen mit den gespülten Suppenbehältern bereitgestellt. So konnten wir zügig die Tour vorbereiten, denn es würden wieder viele frierende Menschen auf uns warten.
Birgit hatte extra früh begonnen, das Suppenfahrrad zu richten, denn bei den Außentemperaturen braucht es eine Zeit, bis die Suppe heiß ist.
Ingrid und ich beluden die beiden Bollerwagen. Die Ladung wurde dann noch ergänzt mit Brot, süßen Gebäckstücken und Obst, das uns von der Essener Tafel gebracht wurde. Prima, wenn wir auf diese Weise unseren Lieben auch Vitamine zukommen lassen können!

Als alles vorbereitet war, kam Hendrik dazu und übernahm das Suppenfahrrad. Wir Frauen sind dann immer froh, wenn wir nicht dieses schwere Fahrzeug bewältigen müssen. Wir wagten nicht, weitere Fahrzeuge wie Hackenporsche dazuzunehmen, denn wir waren uns nicht ganz sicher, wie viele Tourteilnehmer dieses Mal für unseren Konvoi zur Verfügung stehen würden.

Zu unserer großen Freude bekamen wir dann am Cafe Nord Verstärkung von zwei neuen Tourbegleitern, Adrian und Ahmad, die uns sofort kräftig unterstützten, und auch unser Sebastian kam dazu. Gleich wurden alle mit eingespannt. Als Michael mit dem Brot und Gebäck von Förster ankam, halfen Adrian und Ahmad gleich beim Ausladen und Verstauen in die Körbe unseres Bollerwagens.

 

Und gleich ging es los. Die Leute hatten Hunger und der Bedarf an warmer Kleidung war wieder sehr groß. Vor allem Handschuhe und dicke Socken gingen „weg wie warme Semmeln“, was ich selbst besonders gut nachvollziehen konnte, denn bereits jetzt spürte ich die Kälte in den Füßen und Händen.

Und sie sind dann so dankbar, wenn man ihnen eine warme Jacke, ein Paar Socken oder eine Thermounterhose reichen kann oder mit ihnen gemeinsam eine passende Jacke auswählt!

Eine junge sehr schlanke Frau fragte zaghaft nach einer wärmeren Jacke. Man sah ihr an, wie sie fror, denn sie trug nur eine dünne Übergangsjacke. Gleich fiel mir ein, dass ich beim Packen des Wagens auch einen dick wattierten schwarzen Damenanorak in den Händen hatte.
Als ich sagte: „Ja, da habe ich, glaube ich, genau das passende für dich!“ guckte sie mich noch ein wenig ungläubig an. Ich grub den Anorak unter dem Stapel hervor und half ihr hinein. Er war wie für sie gemacht und sie sah richtig schick darin aus, was ich ihr auch sage.
Dieses strahlende Gesicht hättet ihr sehen sollen!

Derweil wurden weiter Suppenportionen ausgegeben. Adrian, Sebastian und Ahmad richteten die Heißgetränke.

Das Pärchen A. und M. kam dazu und ließ sich ebenfalls versorgen. Schon in den letzten Wochen war mir aufgefallen, dass die beiden uns nun anders begegnen, als noch im Sommer. Vor allem M. ist nun freundlicher und offener. Während wir früher oft mit ihm aneinander gerieten und er uns auch häufiger beschimpfte, kommt er nun freundlich auf uns zu und fragt höflich, wenn er etwas braucht. Ich konnte es mir nicht verkneifen und sagte zu ihm: „Wenn du mal lachst, bist du gleich ein ganz anderer Mensch!“ Daraufhin mussten beide lachen. Ein schöner Moment nach viel Mühe um diese beiden!
Vielleicht hat es einfach lange gebraucht, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Besonders dadurch, dass sich unsere Janita über die Obdachlosenbotschaft nun um A. bemüht, ist wohl beiden klar geworden, dass wir ihnen helfen wollen.

Unser Senior, der immer zu unseren ersten „Kunden“ am Cafe Nord gehört, ließ sich mit Suppe versorgen. Als ich ihm einen Stollen reichte zum Mitnehmen erklärt er lächelnd: „Du bist ein Schatz!“
Wir wissen ja, wie sehr er etwas Süßes zum Nachtisch liebt, deshalb halten wir immer etwas speziell für ihn bereit. Dankbar nahm er dann auch noch Obst und Brot.

Viele Gespräche wurden geführt und Sorgen mitgeteilt. So ist in einem Fall in den nächsten Wochen eine Rechtsberatung nötig, die wir vermitteln werden.

Nun kam auch noch Chucky dazu und, als alle versorgt waren, zogen wir weiter zur Marktkirche. Wie gut, dass wir nun genügend Kräfte hatten, die Bollerwagen zu ziehen. Sebastian und Chucky, ihr wisst gar nicht, wie froh ich bin, wenn ich diese schweren Teile einmal nicht die Kettwiger hochziehen muss! Super! „smile“-Emoticon
Am nächsten Standort kam dann auch noch unsere Melanie dazu und so waren wir plötzlich doch ein großes Team und konnten gut Hand in Hand arbeiten. Birgit konnte nun Feierabend machen und Hendrik übernahm das Kommando über „ihr Büro“, wie sie selbst oft den Bereich rund ums Suppenfahrrad nennt. „wink“-Emoticon

Auch hier war die Nachfrage nach warmer Kleidung, vor allem Handschuhe und dicke Socken, groß und noch viele Teile wechselten den Besitzer. Handschuhe und Herrenmützen sind nun wieder knapp.

P. stand vor mir und fragte nach Handschuhen. Er hatte die, die wir ihm kürzlich erst gegeben hatten, in der Lichtstraße vergessen und stand nun wieder ohne da, mit kalten Händen und Wunden an den Knöcheln, die seit Tagen gar nicht heilen wollen. Nur deshalb machten wir eine Ausnahme und er versprach, uns die Handschuhe bei der nächsten Tour zurückzugeben. Schau'n wir mal! „wink“-Emoticon

Und dann passierte es: Noch mitten in der Versorgung unserer Lieben setzte plötzlich Regen ein.
Und da vor Blitzeis gewarnt worden war, entschieden wir uns, die Tour abzubrechen, um den Convoi noch unbeschadet wieder zurückbringen zu können und selbst heil nach Hause zu kommen.

Schade, denn wir hätten normalerweise weitermachen müssen. Viele unserer Schützlinge hatten sich aufgrund der Witterung sicher in geschützte Bereiche zurückgezogen. Wir wären noch in die Seitenstraßen gegangen, um nach ihnen zu sehen und auch ihnen etwas Warmes zukommen zu lassen. Außerdem war noch reichlich Brot übrig. Aber höhere Gewalt wollte es anders. In solchen Momenten müssen wir dann auch an die Sicherheit der Teammitglieder denken.

Noch auf der Heimfahrt entschied Ingrid deshalb, heute, am 23. 1., eine Extratour durchzuführen, um noch die versorgen zu können, die wir gestern nicht erreicht haben.

Vielleicht wird das auch zu einer Chance für neue Leute einmal mitzugehen, dadurch, dass es ein Samstag ist und morgen ausgeschlafen werden kann. Wir freuen uns über jeden, der dazukommt, um die „Unvollendete“ heute zu einem guten Ende zu führen.


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