Essen packt an!

Warm durch die Nacht - Tourbericht 01.09.2015

Als habe er einen eigenen Kalender, begann der Herbst termingerecht und es regnete bis kurz vor Tourbeginn, sodass wir ein wenig die Luft an hielten, ob es wieder so nass würde, wie bei der letzten Tour.
Doch dann hellte es sich zum Glück auf und wir bereiteten alles vor, trockneten noch die letzten Sachen, die noch von der Vortour nass waren und packten wohlweißlich schon mal wärmere Kleidung ein, denn die kommende Nacht sollte schon sehr frisch werden. Ingrid holte noch einen Schlafsack aus dem Lager, damit wir im Notfall jemanden für die Nacht ausrüsten könnten.
Als alles gerichtet war, eilten wir zum Nord, wo kurz darauf auch schon Micha uns die Spende von der Försterbäckerei brachte.
Wir lernten Benjamin kennen, der bei FB auf uns aufmerksam geworden war und nun das Ganze sich „mal ansehen“ wollte. Aus diesem „mal Ansehen“ wurde eine tolle Unterstützung und Mitarbeit während der gesamten Tour. Zu unserer großen Freude ist er inzwischen Gruppenmitglied und wir hoffen, dass er uns in Zukunft oft begleiten und unterstützen kann.
Irgendwie wollte diesmal unsere Suppe nicht schnell heiß werden, sodass wir eine ganze Zeit uns auf dem Platz vor dem Nord aufhalten mussten, bis wir die ersten Leute endlich versorgen konnten.
Das gab uns die Gelegenheit, einigen Leute schon einmal mit Gebäck, Kleidung und Kaffee zu geben. Als dann endlich auch die heiße Suppe verteilt war, gingen wir weiter zur Marktkirche.
Dort trafen wir unseren P. zum ersten Mal nach seinem Krankenhausaufenthalt wieder. Er machte einen sehr bedrückten Eindruck und war gerade im Gespräch mit einem Pater vom Dom, der sich ebenfalls sehr um ihn bemüht. Auch wir kamen mit diesem Pater ins Gespräch. Er wusste wohl darum, dass wir da ebenfalls am Ball sind und äußerte, er sei zunächst skeptisch gewesen, als er gehört habe, „Essen packt an!“ kümmere sich ebenfalls um P. Diese Skepsis konnten wir ihm im Gespräch dann aber wohl nehmen und er war ganz dankbar über die Infos, die er von uns P. betreffend bekam. Er will sich weiter stark machen für eine Perspektive für P.
Mich persönlich hat diese Begegnung beeindruckt: ein Pater, der in den Abendstunden, wie wir, nach den Leuten schaut und sich speziell um „Sorgenkinder“ besonders bemüht. Man merkte im Gespräch, dass ihm P. am Herzen liegt. Und mich freut, dass nicht nur wir den besonderen Bedarf in den Abendstunden erkannt haben. Noch ein Beweis, dass Streetworker gebraucht werden!
Wir konnten einige Leute mit warmer Kleidung versorgen und auch der vorsorglich eingepackte Schlafsack fand schnell einen Abnehmer.
Nachdem wir an der Marktkirche alle versorgt hatten, zogen wir weiter. Am Dom trafen wir niemanden an, also zogen wir gleich weiter zur Post. Auch hier spürten wir, dass Monatsanfang war und deutlich weniger Leute da waren, als sonst. Außerdem hatte hier kurz vorher eine Friedenskundgebung stattgefunden, wodurch sich unsere Leute wohl schon früh zurückgezogen hatten.
Wir verteilten die letzten

wärmeren Pullover, die wir noch auf dem Bollerwagen hatten und auch Schuhe fanden glückliche neue Besitzer. Wir wurden auch immer wieder nach Herrenhosen gefragt. Leider konnten wir nur noch den jungen Polen M. mit einer passenden Jeans versorgen. Alle anderen Hosen, die wir jetzt noch auf Lager haben, sind unseren Männern zu groß. Also, liebe Leser: wir brauchen dringend Herrenhosen in kleinen Größen (30-32)! Vielleicht kann ja jemand helfen.
Ein Stückchen weiter saß S. , den wir auch nach seinem Krankenhausaufenthalt zum ersten Mal wiedertrafen. Es ging ihm ein wenig besser, aber beide Füße waren immer noch verbunden und man sah, dass ein Verbandswechsel fällig war, da er damit auch in den Regen gekommen war.
Er erzählte, er habe morgens das Ärztemobil verpasst und hätte versucht, sich das Geld für Verbandsmaterial zusammenzuschnorren, um sich abends neu verbinden zu können. Wir gaben ihm Kompressen, Mullbinden und elastische Binden und baten ihn, sich aber am nächsten Tag unbedingt beim Ärztemobil zu melden. Dankbar ließ er sich dann noch eine Suppe bringen. Insgesamt wirkte er ruhiger und wacher als zuletzt.
Während des Gesprächs kam dann noch Hendrik dazu und brachte zwei Freunde mit, Thomas und Melanie, die uns dann für den Rest der Tour ebenfalls begleiteten und tatkräftig unterstützten.
Auf dem Rückweg trafen wir dann noch vereinzelt Leute, konnten die letzte Suppe ausgeben, Brot und Gebäck verteilen und den einen oder anderen noch mit einem warmen Kaffee oder Tee etwas Gutes tun. Wir trafen noch A. , die ganz enttäuscht war, dass es keine Suppe mehr gab, aber wir konnten sie immerhin noch mit anderen Schuhen versorgen, da die letzten, die sie von uns bekam, drückten.
Mit gereinigtem Suppenfahrrad und fast leerem Bollerwagen kamen wir schließlich wieder zurück.
Drei Neue durften wir kennenlernen, die sich schnell ins Team einbrachten und eine große Unterstützung waren.
Nun hoffen wir, dass ihnen, wie uns, diese Begegnungen Freude machen, Begegnungen mit Menschen unterschiedlicher Nationalität, Eigenart, Lebenssituation, Bedürftigkeit oder auch existenzieller Not, dass sie erlebt haben, dass man mit relativ wenig so viel für Menschen tun kann und dass sie uns weiter begleiten und unterstützen.


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